Die Entrümpelung eines lange leer stehenden Hauses in einem früheren Leipziger Arbeiterviertel fördert ein unscheinbares Notizheftchen zutage. Es ist randvoll gekritzelt mit Liebesschwüren, Kochrezepten und vergeblichen Verabredungsversuchen. Wer hat das geschrieben und warum?
Etwa ein Jahr lang, 1988/89, versucht ein junges Paar - werdende Eltern - über das Heft nicht nur Kontakt zu halten, sondern im asynchronen Takt der Schichtarbeit eine Beziehung zu führen, doch oft finden die Liebenden einander nur schlafend vor.
Im Herbst 1989 rauscht die Geschichte über den Leipziger Stadtteil hinweg: Mauerfall, Kollaps der Industrie, Wegzug der Arbeiter, kurz ein bisschen Anarchie auf den Trümmern der DDR. 30 Jahre später gilt der Leipziger Westen immer noch als Paradies für Lebenskünstler, obwohl auch hier die Mieten in die Höhe schießen.
Während sich die Autoren fragen, wie sie mit dem Notizheft umgehen sollen - ob eine Veröffentlichung ein unzulässig intimer Einblick in das Privatleben zweier Unbekannter oder ein Zeitdokument ist - kommt ihnen ein Zufall zu Hilfe: Der erwachsene Sohn des Paares taucht auf, und damit auch seine Mutter.
Marcel Rabe ist 1978 geboren. Er hat in Dresden und Washington D.C. Literaturwissenschaft, Soziologie und Geschichte studiert. Seine Interessen- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturgeschichte und Stadtentwicklung, das Verhältnis von Kunst und Politik, Erinnerungskulturen, Strukturwandel der Arbeit, arabischer und postsowjetischer Raum, New Journalism. Der Autor lebt und arbeitet in Leipzig.
Manuel Waltz, Jahrgang 1978, lebt und arbeitet als freier Journalist in Leipzig. Er widmet sich dort vor allem Umwelt- und Energiethemen und den Geschichten vor seiner Haustüre, was sich glücklicherweise manchmal überschneidet, insbesondere bei der Braunkohle. Er arbeitet hauptsächlich für das Radio, vor allem für den Deutschlandfunk und den SWR.
Regie: Matthias Kapohl
Produktion: Deutschlandradio 2019
Mitwirkende:
Gustav Schmidt
Sören Wunderlich
Aischa Lina Löbbert