Von Merle Hilbk
(Ursendung)
Das Chemnitzer Heckert-Gebiet entstand ab 1974 als eines der größten Neubaugebiete der DDR. Es verkörpert die Beton gewordene Utopie einer klassenlosen, gleichmacherischen Gesellschaft.
Geplant für fast 100.000 Menschen, durchlebte die Plattenbausiedlung nach der friedlichen Revolution und den Verwerfungen der Nachwendezeit eine Art Metamorphose. Der Großteil der alten Bewohnerinnen und Bewohner flüchtete nach 1990 - ins Umland, in den Westen. Neue Geflüchtete wurden einquartiert in die Wohnblöcke, die durch Umbau und Abriss heute mit mehr Raum und Luft für Lebensqualität ausgestattet sind. Das Feature zeichnet ein audiophones Porträt eines Stadtviertels, das mit seiner ganz eigenen Transformationsgeschichte maßgeblich zur Wahl von Chemnitz als "Kulturhauptstadt Europas" beigetragen hat.
Merle Hilbk, geboren 1969, lebt als Schriftstellerin im ländlichen Ost-Brandenburg. Geboren in NRW, zog sie vor der Wiedervereinigung für ein Praktikum in die DDR - und staunte über die Beliebtheit der Großsiedlungen, die im Westen als sozialer Brennpunkt galten. Sie studierte Jura, wurde Redakteurin bei der "Zeit" und Spezialistin für Transformationsprozesse in Osteuropa; genauer gesagt: deren Pychohistorie.
Produktion: MDR 2025