Vor zwanzig Jahren am 07. Januar 2005
Von Margot Overath
(Wiederholung)
Ein Asylbewerber aus Afrika verbrennt 2005 in Dessau im Polizeigewahrsam. Der an Händen und Füßen Gefesselte habe sich selbst angezündet, behaupten die Beamten. 15 Jahre lang scheitert die Justiz trotz mehrfacher Anläufe daran, den Fall aufzuklären - und macht ihn damit zum Politikum. Über ein Jahrzehnt hat die Autorin den Fall verfolgt, Akten studiert, mit Zeugen, Polizisten, Staatsanwälten, Brandexperten, Rechtsmedizinern und Kriminologen gesprochen. Sie geht zwei weiteren nicht aufgeklärten Todesfällen nach: Mario B., der zwei Jahre vor Oury Jalloh in der selben Zelle starb und Hans-Jürgen R. der 1997 sterbend in der Nähe des Reviers gefunden wurde. Die Recherchen der Autorin führen in eine Gemengelage, die gezeichnet ist von Gewalt, offenem Alltagsrassismus und gewaltbereitem Rechtsradikalismus. Das Feature stellt die Frage, ob Korpsgeist und falsch verstandene Loyalitäten in Strafverfolgungsbehörden zur Gefahr für den Rechtsstaat werden.
Margot Overath studierte Sozialwissenschaften und begann 1980 bei Radio Bremen als freie Reporterin im Jugendfunk. Es war die Zeit der Hausbesetzungen, der radikalen Proteste, in vielen der folgenden Prozesse saß sie auf der Pressebank und berichtete. Seit 1984 schreibt sie Radiofeatures für verschiedene ARD-Anstalten. Ihre beiden Features zum Todesfall Oury Jalloh "Verbrannt in Polizeizelle Nr. 5" und "Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls" produzierte die Featureredaktion des MDR 2010. Sie wurden mit zahlreichen Preisen geehrt. 2016 erhielt die Autorin den "Axel-Eggebrecht-Peis" für ihr Gesamtwerk.
Regie: Nikolai von Koslowski
Produktion: WDR/NDR/MDR 2020
Mitwirkende:
Eva Meckbac