Man sieht sie in vielen deutschen Städten: junge Inder, die für verschiedene Lieferdienste fahren. Allein in Berlin sollen inzwischen Tausende als "Rider" arbeiten - und dabei teils von kriminellen Mittelsmännern ausgebeutet werden.
Bei den 30.000 ausländischen Jobbern von App-basierten Lieferdiensten stellen Inder inzwischen die weitaus größte Gruppe, meldet die Bundesagentur für Arbeit. Um nach Deutschland kommen zu dürfen, schreiben sich viele schon in Indien für Tausende Euro bei dubiosen deutschen Privat-Unis ein. In Deutschland verkaufen Mittelsmänner sprachunkundigen Neulingen überteuerte Matratzen in Massenunterkünften sowie E-Bikes und Handys mit freigeschalteten Accounts, mit denen sie gleich losfahren können.
Ein aussichtsloser Kampf beginnt: Wer nicht dauernd für ein paar Euro quer durch Berlin radelt, krank wird oder einen Unfall hat, sieht seinen teuer erkauften Account bald gesperrt. Wem das Geld für Wuchermieten fehlt, verliert Wohnadresse und Aufenthaltsberechtigung. Alle sechs Monate werden Tausende Euro neuer Studiengebühren fällig für eine Uni, die viele nie von innen sehen. Wer exmatrikuliert wird, verliert sein Studentenvisum. Obwohl viele Rider täglich 10 Stunden strampeln - bei jedem Wetter, für mehrere Accounts - wächst ihr Schuldenberg stetig. Viele sehen sich als Arbeitssklaven und sagen: "Damit hätte ich in Deutschland nicht gerechnet!"