"Die haben sich gefühlt wie Vieh zusammengepfercht. Für die Menschen hier waren das alles Kriegsverbrecher und so wurden die dann auch in Empfang genommen von der Polizei, beschimpft und gedemütigt", so Ingo Nicklaus vom Strafvollzugsmuseum Waldheim. Vom 10. - 16. Februar 1950, also vor 75 Jahren kamen rund 3400 Gefangene aus den sowjetischen Speziallagern in Waldheim an. Sie wurden von der sowjetischen Militäradministration an die DDR-Justiz übergeben.
Unter den Gefangenen waren hoch belastete Nazi-Täter, aber auch Unschuldige, die eher zufällig in die Hände der sowjetischen Geheimpolizei gefallen waren. Sie alle wurden in einer beispiellosen Verhandlungsserie verurteilt. Mit einem rechtsstaatlichen Verfahren hatte das nichts zu tun, so Nancy Aris, Sachsens Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur: "Die meisten waren nach fünf Minuten abgeurteilt und im Endeffekt standen auch schon vorher die Strafen fest. Und es gab auch keinen einzigen Freispruch."
Zu den Prozessen gibt es historische Dokumente aus den Rundfunkarchiven, die belegen, dass auch die DDR beim Thema Entnazifizierung historisch gescheitert ist. Wie ist der Stand der Aufarbeitung und welche Rolle spielen die Waldheimer Prozesse in der deutschen Erinnerungskultur? Darüber hat MDR Autor Uli Wittstock mit Nancy Aris und Ingo Nicklaus gesprochen.