Kindheit in der Wochenkrippe. Mehr als einhunderttausend Kinder (manche schätzen bis zu 500.000) wurden in den Wochenkrippen der DDR von den 50er Jahren bis Anfang der 90er Jahre betreut. Mütter, die nach der Geburt wieder arbeiten oder studieren mussten, konnten ihre Kinder ab der 7. Lebenswoche bis zum 3. Geburtstag dort am Montag abgeben, und nur am Wochenende nach Hause holen. Die verstaatlichte frühe Kindheit hat Spuren hinterlassen. Gesundheitliche und psychische Spätfolgen, die die Beziehung zu sich selbst, zu den Müttern und Vätern und späteren Partnern erschweren.
Künstlerinnen, die das selbst als Baby und Kleinkind erlebt haben, haben sich damit auseinandergesetzt, machen diese Nachwirkungen sichtbar, holen sie aus der Sprachlosigkeit. Wir sind in diesem Spezial im Gespräch mit der Schauspielerin Lykke Langer, sie performt ihr Stück "Winterkind" in diesem Monat in Dresden und Leipzig.
Amina Gusner erlebte mit ihrem Film "Wenn Mutti früh auf Arbeit geht" Zustimmung wie Ablehnung bei Filmfestivals und öffentlichen Vorführungen.
Wir sind mit beiden im Gespräch über die Spuren von Wochenkrippen und dem Aufwachsen in der DDR in ihren künstlerischen Arbeiten. Und wir sprechen mit der Erziehungswissenschaftlerin Heike Liebsch, sie hat zu den Wochenkrippen promoviert und auch zu den individuellen Folgen der frühen kollektiven Erziehung geforscht.
Redaktion: Kristin Unverzagt