MDR KULTUR Café mit Hamed Abdel-Samad
"Was ist das für eine traurige Religion" entgegnete der Sohn dem Vater, als der seinen Sohn aus religiösen Gründen hätte umbringen dürfen. Als Hamed Abdel-Salman seinem Vater sagte, dass er nicht an den Koran glaube, muss das für den Imam ein Donnerschlag gewesen sein. Der Lebensweg, der folgte, füllt Bücher - seine Bücher.
Hamed Abdel-Samad ist heute ein gefragter Redner - und doch muss er sich immer wieder die Frage stellen. Für wen spreche ich und was will ich sagen. Als er für die AfD einen Vortrag hält, zeigen sich die Parteimitglieder unzufrieden. Auch im linken politischen Lager sorgt er für schwere geistige Kost. Ein Wanderer, der permanent die großen Konfliktlinien überschreitet. Wozu das alles? Kürzlich erst wurde er als Narzisst beschimpft, dem es nur um sich selbst ginge. Alltagsgeschäft für den Autoren.
"Ich habe meine materielle Freiheit seit den Todesdrohungen verloren. Jetzt kämpfe ich für immer mehr Freiheit im Schreiben." Die unbequemen Thesen, der Streit, die riskante Auseinandersetzung. All das liegt ihm. Geschieht im Gaza-Streifen Genozid? Ja, sagt Abdel-Salman, werden Einwanderer in Deutschland zu Opfern stilisiert? Ja, sagt Abdel-Salman. Stundelang hätte Julia Hemmerling mit dem Autor über Politik diskutieren können. Doch dieses Treffen war von der Frage geleitet: Wer ist der Mensch hinter diesem radikalen Entsagen des Schubladendenkens?
Eine Sendung von Julia Hemmerling
Gespräche in entspannter Atmosphäre mit prominenten Gästen, die persönliche Einblicke in ihr Leben geben und über aktuelle Projekte berichten.
Redaktion: Gabriele Bischoff