In diesem Jahr feiert ein Orchester sein 70-jähriges Jubiläum, dessen Wirken wie kein anderes Musikensemble die musikalische Orchesterlandschaft nachhaltig verändert hat.
Wie hat wohl die Musik zu Zeiten eines Johann Sebastian Bach oder anderer Alter Meister geklungen?
Wir können diese Frage heute nicht mit Sicherheit beantworten - aber immerhin stellen wir sie uns. Das war nicht immer so. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts hat man ernsthaft angefangen, sich darüber Gedanken zu machen. Gedanken über historische Musikinstrumente und deren Spielweisen, über historische Noten, Verzierungen und Stimmungssysteme. Und das wurde dann in der Praxis ausprobiert. Zuerst in kleinen Ensembles, später auch in Orchesterstärke.
Und das weltweit erste Orchester im 20. Jahrhundert, das Alte Musik auf historischen Instrumenten und in historischer Spielweise präsentierte, war die "Cappella Coloniensis", das ehemalige Barockorchester des WDR, das dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert. Ihrer Pionierarbeit ist es zu verdanken, dass es heute die sogenannte "Historisch informierte Aufführungspraxis" gibt. Die Cappella Coloniensis ist letztendlich die Mutter aller nachfolgenden Barockorchester und Originalklangensembles.
In der 70-jährigen Geschichte der Cappella Coloniensis sind eine Reihe wundervoller Aufnahmen entstanden. Die Vesper erinnert an die Geschichte der "Grande Dame" der Historischen Aufführungspraxis und zeigt einen interessanten Querschnitt eines ereignisreichen Orchesterlebens.
Johann Sebastian Bach:
Allegro aus dem Cembalokonzert d-Moll, BWV 1052; Fritz Neumeyer; Cappella Coloniensis, Leitung: August Wenzinger
Johann Georg Pisendel:
Concerto D-Dur; Cappella Coloniensis, Leitung: Hans-Martin Linde
Antonio Vivaldi:
Blockflötenkonzert g-Moll, op 10,2; Hans-Martin Linde; Cappella Coloniensis, Leitung: Günther Wich
Georg Philipp Telemann:
Ouvertüre, aus der Ouvertüren-Suite B-Dur "Les Nations"; Cappella Coloniensis, Leitung: Hans-Martin Linde
Joseph Haydn:
Allegro aus der Sinfonie Nr. 48 C-Dur, Hob I:48; Cappella Coloniensis, Leitung: John Eliot Gardiner